Trampend von Tromsø auf die Lofoten

~ Tag 03 ~

Datum: Sonntag, 03.10.2010
Wetter: sonnig 8 °C

Strecke: Tjeldsund – Gullesfjord – Svolvær – Kabelvåg – Lyngvær (~ 170 km)
Unterkunft: Zelt

Die Nacht hier am Tjeldsund war sternenklar und reichlich frisch, wie der Raureif, der auf den Gräsern in der Sonne glitzert, beweist. Durch das schöne Morgenrot zeitig aus dem Zelt gelockt, wird erst einmal eine Runde fotografiert.

Weit reicht der Blick über den Sund und die vielen vorgelagerten Inseln und herbstlich bunt leuchtet die Vegetation rund um unser Zelt herum. Man spürt, dass der Winter vor der Tür steht, aber wir hoffen natürlich auf noch ein paar weitere so schöne Herbsttage.

Die bunten Farben des Herbstes lassen mein Makrofotografen-Herz höher schlagen und mich eine ganze Weile beim Fotografieren der winzigen Fjellvegetation verlieren. Zu verlockend ist das raureifüberzuckerte Mikrokosmos.

Ich wundere mich zunächst über die vielen Seeigel, die im Moos um mich herum verstreut sind, bis mir klar wird, dass die Seevögel diese wahrscheinlich hierher tragen, um sie zu fressen, nachdem sie sie aus dem Wasser gefischt haben.

Fast zwei Stunden vergehen so wie im Flug, bevor wir wieder in unser Camp zurückkehren. Nachdem die Sonne über den Berghang gestiegen ist, wird es jetzt schnell warm und so können wir die Schlafsäcke zum Trocknen in die Sonne hängen, während wir das Frühstück zubereiten: Zwei Tassen Cappuchino und dazu gibt´s Bananenchips und Friesenfutter mit Cranberries – gesund, nahrhaft und vor allem lecker.

Erst gegen 11.30 Uhr kommen wir dann schließlich los. Bis die Handgriffe beim Campabbau sitzen, werden wohl noch ein paar Tage vergehen. Wir laufen zunächst über die Tjeldsundbrücke, von der sich noch ein paar schöne Blicke auf die umgebende Inselwelt bieten.

Am Kreisverkehr nach der Brücke beginnt die E10, der wir die nächsten 277 km bis nach Å – dem letzten kleinen Örtchen auf den Lofoten – folgen werden. Hier finden wir eine kleine Ausweichstelle, an der wir wieder unser Glück versuchen. Es ist nicht viel Verkehr und so rechnen wir nicht damit, sehr schnell mitgenommen zu werden. Ich packe mein Kissen aus und beginne am Straßenrand Tagebuch zu schreiben. Dann mache ich ein paar Bilder vom Micha beim Trampen und plötzlich hält schon jemand, der uns mitnehmen will. Keine 20 min nachdem wir hier angekommen sind! In aller Eile des Einsteigens vergesse ich natürlich mein (wohl zu gut grün getarntes) Sitzkissen am Straßenrand, was ich noch so manches mal schmerzlich vermissen werde.

Rolf, unser nächster Fahrer, chauffiert uns entlang des Tjeldsundes, wo sich vor den Autoscheiben die herrlichsten Landschaftsmotive aufreihen. Wir können sogar einen Blick auf den Stetind erhaschen, Norwegens Nationalberg. Eine Stunde später werden wir kurz vor dem Gullesfjord am Abzweig nach Sortland im Niemandsland abgesetzt. Keine Menschenseele, keine Hütte. Nur ein Kreisverkehr und ein grandioses Bergpanorama um uns herum. Bei dem Anblick können wir die Kameras nicht in der Tasche lassen und machen kurz ein paar Fotos von der herbstbunten Landschaft.

Der geringe Verkehr und das Fehlen einer geeigneten Stelle zum Trampen lässt uns schon befürchten, bis zum Tunnel, der kurz darauf folgen soll, zu gelangen, aber dann hält doch noch ein recht schweigsamer Fahrer mit einem großen Kombi. So genießen wir die weiterhin herrlichen Ausblicke während der folgenden Fahrt. Besonders schön empfanden wir es an der Brücke über den Raftfjord und kurz vor Svolvær am Aurlandsfjord. Dort wollten wir schon aus dem Auto sprinegn, waren aber nicht spontan genug. So bleibt uns nur, diese Punkte für den Rückweg vorzumerken. Dann wollen wir dort einmal am Nachmittag entlang laufen und an einer schönen Stelle übernachten. Jetzt können wir die wunderschöne Inselwelt dort leider nur ganz kurz im Vorbeifahren bewundern.

Gegen 17 Uhr lässt uns unser Fahrer Svolvær an der Shell-Tankstelle raus und wir versorgen uns dort mit Wasser zum Kochen, Brötchen und einem Café Latte. Ich habe aber kein Glück – die Brötchen schmecken wieder nach Kardamom und ich trete sie freiwillig an Micha ab. 5 Stück – für Ihn allein! Dafür schmeckt der Kaffee und wärmt den Bauch.

Wir bleiben vor der Tankstelle stehen und nach einiger Zeit fährt ein sicher gut 80-jähriger Mann so langsam an uns vorbei, dass wir denken, er hält gleich an – fährt dann aber doch weiter. Also wieder die Daumen raus und warten… Gute 10 Minuten später kommt der Opa dann doch tatsächlich zurück und nimmt uns mit nach Kabelvåg – ins nächste Örtchen. Er hatte es sich noch einmal anders überlegt, obwohl er schon fast zuhause war…wie lieb! 🙂

Micha möchte gleich einen Schlafplatz suchen und wir streiten uns fast, weil ich hier nicht bleiben will. Überall stehen Häuser und Strommasten – da ich hauptsächlich in schöner Natur zelten (und natürlich fotografieren) möchte, stört mich das und ich will weiter. Wir trampen also schließlich doch noch ein Stück und werden kurz darauf von einem sehr freundlichen Jäger, der auf Elchjagd war und den Kofferrraum voll Fleisch hat, mitgenommen.

Micha erklärt ihm, dass wir nicht wissen, wo wir raus wollen – nur einen schönen Platz für unser Zelt suchen und so fahren wir dann auch nur noch gut eine Viertelstunde mit ihm mit, bis wir bei Lynvær einen herrlichen Schlafplatz mit Ausblick über die Lofoten finden. Im letzten Licht straucheln wir dann noch über eine mit Bulten übersäte morastige Wiese, bis wir unser Zelt an einem tollen Platz am Strand aufschlagen können.

Es sind um die 8°C und der Himmel hat sich etwas zugezogen. Beim Zeltaufbau kommt noch ein recht starker Wind hinzu, so dass wir uns fröstelnd einem warmen Mahl und den kuscheligen Schlafsäcken entgegen sehnen. Wir setzen den Kocher an einer windgeschützten Felsnische in Gang und kochen uns Tee und Nudeln in Pilzsoße.

Als ich mich zum Essen auf einen Stein setzen will, fällt mir plötzlich auf, dass mein Kissen fehlt! Um 20.15 Uhr sitzen wir dann noch ein Weilchen im Zelt, schreiben Tagebuch, übertragen GPS-Daten und studieren unsere Karten. Der Wecker wird dann schließlich auf 05.30 Uhr gestellt, damit wir pünktlich zum Sonnenaufgang munter sind und dann kuscheln wir uns in die Schlafsäcke.

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