Böhmerwald

~ Tag 3 ~

Datum: Freitag, 18. Oktober 2013
Wetter: wechselnd bewölkt, 9°C

Unterkunft: Penzion Dvorec in Nová Hůrka

Ich schlafe ziemlich schlecht in der Nacht. Immer wieder werde ich vom Wind geweckt, der ums Haus heult und Fensterläden und Zimmertür klappern lässt. Ziemlich unausgeschlafen blicke ich also am Morgen aus dem Fenster. Es regnet zwar nicht mehr, aber noch immer verhängt eine dicke Wolkendecke das Himmelsblau. So mache ich auch heute einfach wieder die Augen zu und schlafe eine Stunde länger, anstatt fotografieren zu gehen.

Gegen 8 Uhr werde ich wieder wach und inzwischen ist auch Andreas munter. Wir stehen nun gut gelaunt auf, denn es stehlen sich inzwischen tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen zwischen den noch immer zahlreichen grauen Wolken hindurch.

So frühstücken wir noch schnell in unserer Unterkunft, bevor wir uns ins Auto setzen, um ins knapp 30 Kilometer entfernte Modrava zu fahren. Wir wollen dort unseren Tag an dem wunderschönen wilden Flüsschen Vydra verbringen, welches uns mit seiner Motivvielfalt schon im letzten Böhmerwaldurlaub begeistert hat. In Modrava angekommen, müssen wir leider feststellen, dass hier nicht der Ausgangspunkt zu unserer bereits bekannten Wanderweg entlang der Vydra liegt. Wir müssen damals wohl an einer anderen Stelle an der Vydra gestartet sein. Mit Google Earth und dem Navi verbringen wir schließlich geraume Zeit damit, den richtigen Ort zu ermitteln, was uns jedoch nicht ganz gelingt. Zumindest finden wir aber zunächst einmal die grobe Richtung heraus und fahren noch ein paar Kilometer entlang der Vydra zurück, bevor wir bei Antýgl an einer Brücke über den Fluss das Auto parken.

Gemeinsam schlagen wir nun den Wanderweg flussab in Richtung Kramluv Mlyn ein, aber machen bald eine Umkehrzeit aus, zu welcher wir uns wieder treffen wollen. So kann nun jeder für sich in den nächsten drei Stunden in die urige Atmosphäre des Wasserlaufs der Vydra eintauchen. Weit voran kommen wir bei der hier gebotenen Motivfülle natürlich beide nicht, aber das ist ja hier auch gar nicht unser Ziel. Bei jedem Schritt den wir tun, faszinieren neue Fotomotive wie die grün bemoosten, rundgeschliffenen Steine im Talgrund, das durch Huminstoffe rötlich gefärbte Wasser oder die kleinen Dinge am Wegrand.

Die Stunden am Fluss vergehen mit Fotografieren oder einfach nur stillem Genießen wie im Fluge und so laufen wir bald schon wieder zurück in Richtung Auto. Am Ende des Wanderweges kommen wir an einem Picknicktisch vorbei, wo wir noch gemeinsam einen Cappuccino trinken und etwas essen möchten. Ich warte also gleich mit dem ganzen Fotozeugs hier, während Andreas das Auto holen will. Irgendwann beginne ich mich jedoch zu wundern, dass er einfach nicht wieder zurück kommt. So weit war es doch gar nicht gewesen zum Parkplatz? Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint Andreas schließlich doch – völlig aufgelöst und zu Fuß. Das Auto ist gestohlen worden! Der Schreck fährt auch mir schlagartig in die Glieder. Was nun? Alles weg. Das Auto samt einiger unserer Sachen, die sich noch darin befunden haben. Damit ist der Urlaub wohl vorbei! Und wir stehen hier mitten im Nirgendwo ohne einen Plan, wie wir nun zurück zur Unterkunft oder gar nach Hause kommen!

Aber bevor wir die Polizei rufen, will ich mich selbst noch einmal vergewissern, ob das Auto wirklich fort ist, oder ob sich Andreas nur im Parkplatz geirrt hat. Wir laufen also gemeinsam zurück und tatsächlich! Das Auto steht genau dort, wo wir es am Mittag abgestellt haben. Ich kann fast die Steine poltern hören, die Andreas vom Herzen fallen, dass ich sein Auto „wiedergefunden“ habe. Er hätte tatsächlich Stein und Bein darauf geschworen, dass wir auf dem unterhalb auf der anderen Straßenseite gelegenen Platz geparkt haben! Mit einem überglücklichen Andreas am Steuer und froh, dass wir nur mit einem Schrecken davon gekommen sind, fahren wir nun zurück zur Picknickbank und genießen dort doch noch schön unseren heißen Cappuccino.

Ich hatte schon am Fluss den Tag über leichte Kopfschmerzen, die sich nun, auf der Rückfahrt zur Unterkunft, zu einer echten Migräne auswachsen. Als wir dort ankommen nehme ich gleich zwei Kopfschmerztabletten und lege mich ins Bett. Leider wirken diese nicht schnell genug, weil ich sie zu spät eingenommen habe und ich wälze mich eine gefühlte Ewigkeit hundeelend hin und her. Glücklicherweise schlägt das Schmerzmittel dann doch endlich an und bald darauf geht es mir wieder so gut, dass ich gemeinsam mit Andreas unser Abendbrot im gemütlichen Aufenthaltsraum der Herberge zubereiten und essen kann.

Der Rest des Abends vergeht mit dem Sichten der Fotoausbeute des Tages und bald darauf gehen wir schlafen. Morgen soll das Wetter endlich etwas sonniger werden und so wird unser Wecker noch vor Sonnenaufgang klingeln.

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