Trekking im Rondane-Gebirge
~ Tag 6 ~
Datum: Donnerstag, 20. Oktober 2011
Wetter: leicht bewölkt, -1°C
Tageskilometer: 7,4 km (Bjørnhollia – Musvolkampen – Bjørnhollia – Myldingsfjellet)
Reine Gehzeit: 03:01:50
Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Pausen: 2,6 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit mit Pausen: 1,8 km/h
Höhenmeter im An- & Abstieg: 571 m / 583 m
Minimale/Maximale Höhe: 878 m / 1152 m
Unterkunft: Zelt
Kurz nach 6 Uhr sind wir heute früh schon auf den Beinen, denn wir wollen zum Sonnenaufgang auf dem Musvolkampen (1152 m) stehen. Als wir vor die Hütte treten, ist der Himmel sternenklar. Nur ein paar vereinzelte Wölkchen sind zu sehen. Guten Mutes stapfen wir also im Licht unserer Stirnlampen los. Nachdem wir das Bachtal vor der Hütte über eine Holzbrücke überquert haben, geht es auf einem steinigen Trampelpfad ziemlich steil bergan. Auf nicht einmal der Hälfte des Weges, fängt es jedoch plötzlich heftig an zu schneien. Wir setzen uns also erst einmal in einer Mulde in den Windschatten und wollen etwas abwarten. Da jedoch aus Richtung des Illmanndalen eine weiße Wolkenwand auf uns zu kommt und es nicht so aussieht, als ob es so schnell wieder aufhören wird zu schneien, wollen wir schon umkehren. Dann klart es aber über uns doch wieder auf. Typisch norwegisches Wetter! Also beschließen wir doch, langsam in Richtung Gipfel zu gehen. Oben angekommen haben wir einen guten Blick auf die umliegenden Berge und den Atnasjøen.
Es ziehen immer allerdings wieder neue Schneeschauer heran und der Wind nimmer derart zu, dass uns auf dem Gipfel eisig kalt wird. Auch das Licht wird scheinbar nicht besser, weshalb wir nur mehr ein paar halbherzige Fotos machen, bevor wir frierend, nach einer halben Stunde dort oben, wieder den Rückzug antreten.
Wieder im Tal angekommen, schauen wir uns noch in Gammelsætra um, einer alten, als Museum erhaltenen Hüttensiedlung. Leider können wir nur von außen durch die Fenster einen Blick auf die historischen Haushaltsgegenstände im Inneren werfen.
Kurz nach 9 Uhr sind wir wieder in Bjørnhollia, wo wir als erstes den Ofen anheizen. Beim Frühstück, das heute aus Knäckebrot und Leberwurst besteht, wird uns so schnell wieder warm. Gegen Mittag haben wir dann all unsere Sachen in den Rucksäcken verstaut und können uns erneut auf den Weg machen.
Eigentlich hatten wir geplant, durchs Langglupdalen wieder tiefer ins Rondane vorzudringen, doch nach unseren gestrigen Erfahrungen im Illmanndalen, wollen wir dieses Risiko nicht eingehen. Zu unkalkulierbar sind die derzeitigen Witterungsbedingungen und wir wollen nicht in derart schwierigem Gelände eingeschneit werden. Wir beschließen deshalb, das Rondane in tiefer gelegenen Regionen im Norden zu umrunden.
Zunächst geht es also auf dem Bjøllivegen durch das Myldingi Naturreservat in Richtung Gammelgarden weiter, der uns bald oberhalb der Myldingsgjelet (Mylingsschlucht) durchs Myldingsfjellet führt. Dazu strahlt inzwischen die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel, der eisige Wind bleibt aber heute unser stetiger Begleiter.
Das Panorama rings um das Myldingsfjellet herum ist atemberaubend schön. Weiß und erhaben reihen sich die runden, schneebedeckten Bergkuppen um das karge, dicht mit Rentiermoos bewachsene Fjell. Vereinzelt stehen immer wieder skurril geformte Birken entlang des Weges. So kommen wir nicht schnell voran. Immer wieder machen wir Fotos oder halten inne, um einfach nur diesen Blick zu genießen.
Da diese Gegend hier so einmalig schön ist, bleiben wir schließlich schon rund drei Kilometer nach unserem Start hängen und beschließen, an einem Birkenwäldchen, das von einem dicken Teppich aus Rentiermoos umgeben ist, unser Zelt aufzuschlagen. Nachdem dieses steht, fotografieren wir noch eine Weile die knorrig gewachsenen und mit Flechten überzogenen Krüppelbirken, bevor die Sonne bereits am frühen Nachmittag hinter den Bergen verschwindet und das Tal mit Schatten überzieht.
Als die Sonne schließlich gänzlich hinter den Bergen verschwunden ist und unser Tal im Schatten liegt, laufe ich den Bjøllivegen einige Hundert Meter weiter hinab ins Tal, bis ich kurz vor der Brücke über den Stormyldingi eine Stelle finde, an der ich unseren Wassersack füllen kann. Es ist inzwischen so kalt, dass der nasse Tragegurt bereits auf dem Weg zurück zum Zelt gefroren ist. Auch meine Finger spüre ich kaum noch. In unserem Lager, das wir in einer wenigstens etwas windgeschützten Mulde aufgeschlagen haben, kochen wir erst einmal eine Johannisbeersuppe und so kann ich meine Hände an der heißen Tasse wieder auftauen. Dazu essen wir etwas Trockenobst.
Da es uns ohne Bewegung nun zu kalt wird, ziehen wir uns ins Zelt zurück und spielen, in die warmen Schlafsäcke gehüllt, noch ein paar Runden Würfel. Als es Zeit für´s Abendbrot wird, verspüren wir beide jedoch keine Lust, wieder in den Eiswind nach draußen zu gehen. Deshalb bleibt der Kocher heute kalt und wir verspeisen lediglich unser restliches Polarbrød. Kurz nach 18 Uhr schlafen wir dann auch schon ein – viel zu zeitig, denn die Nacht wird dadurch endlos lang. Ich werde andauernd wach und die restlichen Stunden bis zum Morgen wollen einfach nicht vergehen. Mein Rücken schmerzt durch das lange Liegen und in den kurzen Schlafphasen träume ich nur wirres Zeug. Erholsame Nachtruhe ist etwas anderes!
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