Trekking im Rondane-Gebirge
~ Tag 10 ~
Datum: Montag, 24. Oktober 2011
Wetter: sonnig, -3 °C
Tageskilometer: 10,9 km + 12,8 km Bus + 46 km Zug (Bjørkheim – Dovre – Dombås – Otta)
Reine Gehzeit: 02:46:18
Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Pausen: 4,0 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit mit Pausen: 2,8 km/h
Höhenmeter im An- & Abstieg: 197 m / 592 m
Minimale/Maximale Höhe: 281 m / 1008 m
Unterkunft: Zelt
Ich habe schlecht geschlafen und mir war ziemlich kalt die Nacht, so dass ich mich freue, als endlich die erste Morgendämmerung ins Zelt dringt. Ich krabbele so zeitig wie möglich hinaus, um fotografieren zu gehen. In der frostigen Morgenluft laufe ich die Schotterstraße hinauf ins Fjell, aber es gibt hier oben noch immer nicht mehr Motive, als am Abend zuvor. 😉 Einzig der schöne Sichelmond in seinem rosa Wolkenbett verleitet zum fotografieren.
Ich warte noch eine Weile, bis langsam die Sonne über den Bergrücken steigt, aber spektakulär ist dieser Sonnenaufgang heute nicht. Ich mache nur noch zwei, drei Aufnahmen, bis ich meine Kamera wegpacke und mich auf den Rückweg zum Zelt begebe.
Dort wieder angekommen, so kurz nach neun Uhr, ist auch Micha auf den Beinen und wir frühstücken in der Morgensonne. Da es heute nahezu windstill ist, können wir danach noch eine kurze Katzenwäsche betreiben. Zuletzt creme mir meine inzwischen durch die Kälte rissig und trocken gewordenen Hände und das Gesicht ein.
Als wir kurz nach 11 Uhr dann abmarschbereit sind, wird der schwere „Klumpen“ von Rucksack einmal mehr auf den Rücken gehievt und es geht, dem Grimsdalvegen folgend, nun stetig bergab ins Tal. Das Örtchen Dovre ist zunächst unser Ziel. Hier wollen wir entscheiden, wie und wo unsere Tour die folgenden Tage fortgesetzt werden soll. Durch den motivierenden Sonnenschein und das leichte Abwärtsgehen kommen wir heute sogar recht flott voran.
Unten in Dovre, führt uns unser Weg am Coop vorbei, wo wir uns mit Polarbrød und Fiskeboller sowie Schokolade für die nächsten Tage eindecken. Danach suchen wir vergeblich das Zentrum oder eine Touristeninformation. Aber Dovre scheint nur aus einer Anzahl verstreuter Häuser links und rechts der E6 zu bestehen. So finden wir schließlich weder das eine, noch das andere. Da es auch verboten ist, zu Fuß an die E6 zu gehen und wir demnach von hier aus nicht zur nächsten Ortschaft trampen können, laufen wir nach unserem vergeblichen Fußmarsch auf der Suche nach dem Zentrum zurück zum Coop, wo wir eine Bushaltestelle gesehen haben.
Jetzt müssen wir annähernd eine Stunde warten, bis der nächste Bus abfährt, der uns für 37 NOK p.P. (~ 5 €) um 15.05 Uhr nach Dombås bringt. Dort laufen wir dann zur nahegelegenen Touristeninformation, um uns anhand einer größeren Karte anzuschauen, wo wir die letzten Tage unseres Urlaubs verbringen können.
Wir möchten eigentlich gern noch hinüber ins Dovrefjell nach Reinheim laufen, aber diese DNT-Hütte liegt mit annähernd 1300 Metern ebenfalls recht hoch und nur ein schmaler Wanderweg durchs Stroplsjødalen führt gute 15 Kilometer weit von Kongsvoll ausgehend dort hinauf. Nach augiebigem Kartenstudium lassen wir diesen Gedanken jedoch fallen, denn uns bleibt wohl einfach zu wenig Zeit dafür. Wir bräuchten noch mindestens einen Tag dort hinauf und bei stärkerem Schneefall oder einem sehr vereisten Weg müssten wir, wenn es schlecht läuft, noch einmal zwei Tage für den Rückweg von dort einplanen. Hinzu kommt dann noch die Zugfahrt von Kongsvoll nach Dombås, von wo unser Zug zurück nach Gardermoen bereits früh am 29. Oktober abfährt. Es blieben uns für alles aber nur noch vier Tage. Das Risiko, nicht rechtzeitig zum Flieger zu kommen, ist uns deshalb ein Bisschen zu hoch und so beschließen wir, auch die restliche Zeit noch im Rondane Nationalpark zu verbringen.
Wir laufen zurück zur E6 und hoffen, noch zurück nach Otta zu gelangen, damit uns der morgige Tag noch voll zur Verfügung bleibt. Wir stellen uns zunächst knappe zwei Stunden an die E6 und halten den Daumen raus. Aber vergeblich – heute hält niemand für uns an. Durch das lange Herumstehen frieren wieder einmal ziemlich und da auch kein Bus mehr fährt, laufen wir zum Bahnhof, um dort noch eine Fahrt gen Otta zu bekommen.
Wir haben Glück: Eine reichliche halbe Stunde später fährt ein Zug ab und wir erstehen zwei Fahrkarten zu je 102 NOK (~ 13 €). Die Wartezeit verbringen wir in der wohlig warmen Bahnhofshalle und ich nutze die Gelegenheit, um mein Tagebuch nachzutragen.
Eine halbe Stunde dauert die Fahrt nach Otta. Da wir heute Abend in der „Zivilisation“ weilen, zieht es uns fast magnetisch wieder zu der tollen Pizzeria Italia, wo wir uns noch einmal zusammen eine Riesenpizza bestellen. Mit Kochschinken, Champignons und Kraben belegt, ist diese nach den Tagen mit Tütennudeln ein Gedicht, wenn auch mit 180 NOK (~ 24 €) nicht ganz so preiswert, wie diese. 😉
Anschließend wollen wir ein Stück weit gen Mysusæter hinauf laufen, um uns entweder noch von jemandem ein Stück mitnehmen zu lassen, oder irgendwo am Wegrand zu übernachten. Für mich wird dieses Stück dann fast so etwas, wie ein Déjà-vu, denn vor zwei Jahren, bei meiner Solotour ins Rondane, begann meine Tour mit eben diesem steilen Anstieg zu selben nächtlichen Stunde. Es wird wie damals ein langsamer und schweigender Marsch die Serpentinen hinauf, nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Jahr besser in Form bin und auch der Rucksack nicht mehr ganz so schwer ist. Zudem haben wir uns die letzten Tage ja schon gut eingelaufen, wenngleich meine Beine für heute eigentlich auch nicht mehr so recht wollen.
Dennoch: irgendwie hat dieser Anstieg auch etwas für sich. Die Lichter von Otta unter uns und die Sterne leuchten wie vor zwei Jahren am nächtlichen Himmel und bescheinen die hellen Birkenstämme mit fahlem Licht. So kommen wir dann doch recht schnell an der Mauer in der selben Kurve an, wo ich damals schon meine erste Nacht verbracht habe.
Gegessen haben wir heute ja schon und so kriechen wir gleich nachdem das Zelt steht in unsere Schlafsäcke. Ich lese noch ein paar Seiten, bevor ich mit dem Gedanken einschlafe, dass uns morgen hoffentlich jemand mit dem Auto hinauf nach Mysusæter mitnimmt.
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