Datum: Sonntag, 27. Juli 2014
Strecke: 14,9 km (Hřensko – Dürrkamnitz – Erbischbach – Janov – Edmundsklamm – Hřensko)

Reine Gehzeit: 04:37:01
Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Pausen: 3,23 km/h
Höhenmeter im An- & Abstieg: 944 m / 937 m
Minimale/Maximale Höhe: 157 m /379 m

Charakter: schöne Schluchtenwanderung mit einigen steileren An- und Abstiegen, sonst einfach, Bootsfahrt in der Edmundsklamm, angenehm kühl im Sommer, sehr ruhig)

Am letzten Juli-Wochenende zog es mich mal wieder zu einer Wanderung in die Böhmische Schweiz. Da die Temperaturen gegen Mittag als ich die Wohnung verließ bereits die 30°C Marke überschritten hatten und mit drückender Schwüle einhergingen, zog es mich entgegen meinem sonstigen Bedürfnissen nach Sonne, Licht und Weitblick in die schattigen Schluchten des Böhmischen Nationalparks. Eine sehr gute Entscheidung, denn bereits als ich ins Tal der Dürrkamnitz einbog, wurde es angenehm kühl um mich herum. Zudem zog sich der Himmel langsam zu, so dass ich trotz des ersten Anstiegs über Stock und Stein nicht ganz so sehr in Schweiß ausbrach. Zudem konnte ich ja immer wieder kleinere Pausen zum Fotografieren einlegen.

Stetig leicht bergan führt mich nun der schmale Pfad entlang in der engen grünen Schlucht und überall übergibt mich sattes Grün, Flechten, Moose und Farne – fast ein bisschen wie im tropischen Regenwald fühlt man sich bei diesen Temperaturen und genau wie dort, fallen auch hier nun leider einige Regentropfen. Ich hoffe, dass es nicht allzu nass wird und stapfe unverdrossen weiter.

Der Weg nach Janov ist mit einem gelben Zeichen versehen und so quere ich die Dürrkamnitz über eine kleine Holzbrücke und steige am gegenüberliegenden Hang weiter bergan. Trotz der Trockenheit andernorts ist der Wald hier saftig grün und sogar einige Pilze kann ich mitten auf dem Weg entdecken. Ich begnüge mich diesmal jedoch damit, diese zu fotografieren und laufe weiter durch den leichten Nieselregen. Dabei verliere ich irgendwann den richtigen Pfad, gelange ins nächstgelegene Bachtal des Erbischbachs und muss mich nun plötzlich durch ein Wirrwar aus geschlagenen Fichten über dem Weg durchschlagen, das immer dichter wird.

Irgendwann jedoch komme ich wieder auf einen ordentlichen Waldweg und kann bald darauf die ersten, inzwischen wieder im Sonnenschein liegenden, Häuser von Janov auf der anderen Talseite sehen. Es ist ein uriges kleines Dörfchen, wie ich es aus Tschechien schon von so vielen Orten her kenne. Gepflegt und sauber stehen die kleinen Häuser – oft Umgebindehäuser – hier umgeben von herrlichen Bauerngärten, in denen es wunderschön blüht.

Da das Wetter nun scheinbar doch noch ganz gut durchhält, beschließe ich, nicht gleich die Straße direkt weiter hinunter nach Hřensko zu laufen, sondern die Runde noch ein Bisschen auszudehnen. So führt mich mein Weg wieder aus Janov hinaus und über den Golfplatz hinweg und in den nächsten Wald hinein. Im späten Nachmittagslicht genieße ich diesen sehr abwechslungsreichen Wanderweg, der mich schließlich in eine letzte Schlucht hinab führt – die Edmundsklamm.

Diese enge Schlucht, geschaffen durch den Bach Kamenice, ist bei Touristen wie Einheimischen gleichermaßen beliebt und auch recht bekannt, kann man sich hier doch ganz in aller Gemütlichkeit in einem Boot zwischen den engen Felswänden hindurch staken lassen. Unten im Bachtal angekommen muss ich mich jedoch sehr beeilen, denn das letzte Boot für den heutigen Tag legt bald darauf ab und ich möchte noch mit. Ich erreiche es noch gerade rechtzeitig und kann mit ein paar wenigen anderen Wanderern einsteigen. Leider spricht der Bootsmann nur tschechisch, aber ich genieße auch so, was ich um mich herum sehen kann.

Die letzten paar Hundert Meter geht es nun wieder zu Fuß voran und ich mache im herrlichen Abendlicht noch einige ganz und gar grüne Fotos, bevor es in Hřensko im „U Raka“, meiner Stammkneipe, ein schönes kaltes böhmisches Fassbier zur Abkühlung gibt…

CH14-1737

Mitte Juli, am wohl heißesten Sommerwochenende des Jahres, nahmen mich mein Fotofreund Kevin und seine Frau Antje mit Ihrem Camper mit zu einem ganz besonderen Ziel im Böhmischen Mittelgebirge.

Neben dem markanten Basaltkegeln des Oblík und des Mila erhebt sich hier auch der Raná 457 Meter über das ihn umgebende Hügelland.  An seiner südlichen Flanke erstreckt sich bereits seit 1936 ein Naturschutzgebiet, an dessen begrünten Abhängen die einst typische Beweidung durch Schafen schrittweise wieder eingeführt wurde. Dies fördert den Erhalt geschützter Pflanzen, wie der Finger-Kuhschelle, der endemischen böhmischen Wiesen-Kuhschelle, dem echten Federgras und dem Steppenwildhafer. Diese Blütenpracht lockt wiederum ebenso seltene Tagfalter wie die Berghexe an, die man hier sehen und fotografieren kann.

Jetzt im Hochsommer ist die Hauptzeit der Blüte natürlich längst vergessen, aber dafür sind verschiedenste Disteln im abendlichen Gegenlicht ebenfalls ein schönes Motiv.

Wir sind ja auch eigentlich nicht wegen der tollen Vegetation hier, lockt uns doch ein ganz anderes Motiv hierher: Das einzigartige Vorkommen des Europäischen Ziesels. Dieses Nagetier aus der Familie der Hörnchen hat sein Hauptverbreitungsgebiet in den Steppen Südosteuropas. Hier am Raná lebt es an seiner absoluten nördlichen Populationsgrenze. Ein weiteres, heute erloschenes Vorkommen war bis in die 1950er Jahre nur noch aus dem Osterzgebirge bekannt.

Diese possierlichen Tierchen sind sogar recht zutraulich und flitzen auf der Suche nach wohlschmeckenden Blüten und Kräutern emsig auf dem kleinen Campingplatz umher, auf dem wir heute übernachten werden. Wehe jedoch, wenn man versucht sie zu fotografieren, dann ertönen weithin ihre schrillen Pfiffe und alle Ziesel sind plötzlich verschwunden. Dann heißt es sich in Geduld zu üben und in der Wiese voller dornenbewehrter Pflanzen liegend auszuharren, bis sie wieder ihre Nasen aus dem Bau recken.

Leider gehöre ich allerdings nicht zur geduldigsten Sorte Naturfotografen und bei 33°C auf dem Bauch in stacheligem Bewuchs herumzuliegen wird definitiv auch  nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Und so habe ich (ganz im Gegensatz zum leiderprobten Kevin) dann auch auch nur ein paar klägliche Fotos zu bieten, auf denen man die kleinen Nager mit der Lupe suchen muss. Nichtsdestotrotz war es ein wunderschönes Erlebnis, diese Tiere einmal in freier Natur zu erleben. Deshalb nochmal ein ganz dickes DANKE an Euch, Kevin und Antje, dass ihr mir dies ermöglicht habt!

Der Berg Raná wird aber nicht nur von Naturfotografen gern besucht, die waldfreien Hänge sind auch für Drachen- und Fallschirmfliegern sowie für Modellflugzeug-Freunde aus ganz Nordböhmen ein beliebtes Ziel. Wir konnten einer Gruppe Anfänger bei ihren ersten Flugversuchen ebenso zuschauen, wie den Erfahrenen Fliegern, die trotz der schweißtreibenden Temperaturen ihre schweren Packsäcke auf den Gipfel schleppten und dann ihre Kreise im Abendwind zogen. Hach ja, das wäre auch mal was für mich…

Es war ein sehr interessanter Ausflug, der auf jeden Fall dazu verlockt, an einem nicht ganz so heißen Tag wiederzukommen und auch einmal auf den Gipfel des Raná zu steigen, was uns an diesem Wochenende einfach zu heiß war.