Allgäuherbst – Eine Wanderung um Weißensee & Alatsee
Datum: Donnerstag, 15. Oktober 2015
Strecke: 11 km (Weißensee – Alatsee – Weißensee)
Gehzeit: ca. 3 Stunden
Charakter: Leichte Wanderung ohne nennenswerte Höhenunterschiede mit schönen Blicken um die beiden schönen Bergseen Weißensee und Alatsee herum.
Einkehrmöglichkeit: Hotel Alatsee
Nach einem völlig verregneten Urlaubsende in Kroatien, fahren wir verfrüht wieder nach Deutschland zurück. Wir wollen noch zwei, drei Tage im Allgäu verbringen, aber auch hier ist das Wetter nicht viel besser, die Wolken hängen tief, die ersten nassen Schneeflocken sind gefallen und die Sonne lässt sich genauso wenig blicken. Zumindest aber bleibt es während unserer kleinen Wanderung trocken. Auch wenn ein Wenig das Licht fehlt, die Herbstfarben sind wunderschön.
Unser Weg führt uns von See ausgehend zunächst auf der Nordseite des Weißensees entlang. Malerisch gelegen inmitten von Bergen, Wiesen und Röhrichtflächen zeigt sich der See heute etwas verhangen und Nebelschleier ziehen über die Seeoberfläche. Die Natur trieft vor Nässe und es ist ziemlich kalt – so sind wir froh, über die Bewegung, die uns warm hält. Ob die Kormorane bei dieser Witterung tatsächlich ihr Gefieder trocknen können? Dennoch, der Herbst ist gerade auf dem Höhepunkt der Farben und überall leuchten bunte Früchte und Blätter der Tristesse entgegen.
Ein kurzes Stück geht es anschließend auf einer asphaltierten Straße bergauf, dann erreichen wir auch schon den Alatsee. So manchem Krimifan (wie auch mir) ist dieser kleine See an der Grenze zu Österreich ein Begriff, denn im Roman „Seegrund“ drehen sich die Ermittlungen des kauzigen Allgäuer Kommissars Kluftinger genau um dessen sagenumwobene Tiefen. Und tatsächlich ranken sich um den Alatsee zahlreiche Geheimnisse. So sollen versunkene Goldschätze, welche die Nationalsozialisten gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hier versenkt haben, am Grunde des Sees, welcher trotz seiner geringen Größe beachtliche 32 Meter tief ist, liegen.
Verschwundene Menschen, tote Fische und andere rätselhafte Ereignisse ließen zahlreiche Mythen und Sagen um den „blutenden See“ entstehen. Aber auch wissenschaftlich betrachtet birgt das Gewässer so manches Rätsel. So weiß man zwar heute, dass der Alatsee in etwa 15 Metern Tiefe eine leuchtend violettfarbene Schicht aus Schwefelbakterien aufweist, die weltweit zu den ausgeprägtesten Vorkommen in Süßwasserseen gehört, die Herkunft dieses Schwefels jedoch, ist bis heute ungeklärt. Oberhalb dieser Schicht beherbergt das Wasser eine reiche Flora und Fauna, unterhalb jedoch, geht der Sauerstoffgehalt gegen null und verhindert jedes Leben.
Wir sehen davon heute natürlich nichts. Friedlich liegt er hier, der Alatsee, umringt von buntem Herbstwald. Bunte Blätter verzieren seine grüne Oberfläche und er verzaubert uns mit seiner herbstlich stillen Idylle.
Nach einer wärmenden Einkehr im „Hotel Alatsee“, wo uns ein heißer Kaffee Finger und Bauch erwärmt, machen wir uns auf den Rückweg. Am südlichen Steilufer des Weißensees führt uns schließlich ein abwechslungsreiche Pfad immer mal wieder auf und ab vorbei an Bergwasserfällen und bietet immer wieder herrliche Blicke über den See. An der tiefsten Stelle des Weges kommt man zu einer Besonderheit auf der Runde: Ein kleines Felsentor, das „Törle“, gilt es zu durchqueren um dem Weg weiter folgen zu können. Zuletzt führt der Hugo-Ludwig-Steg, der im Winter 1952 bei festgefrorener Eisdecke abenteuerlich eingerichtet wurde, auf einer Eisenkonstruktion direkt über die Seeoberfläche. Früher war es nicht möglich, den Weißensee ohne einen beschwerlichen Auf- und Abstieg an dieser Stelle zu umwandern. Wir jedoch können so ganz bequem unsere Wanderung am Ausgangspunkt beenden.
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