Norwegen
~ Solotour im Rondane Nationalpark – Tag 8 ~
Datum: Montag, 19.10.2009
Wetter: -2 °C, sonnig
Heute krieche ich schon ziemlich früh, noch vor Beginn der Dämmerung aus den Daunen und packe meine Sachen zusammen. Hier, direkt an der Hütte möchte ich das Zelt nicht stehen lassen, während ich fotografieren gehe. Inzwischen brauche ich zum Packen kaum noch eine halbe Stunde. Jedes Ding hat seinen Platz im Rucksack und die Handgriffe sitzen. Nachdem mein Lager geräumt ist, werfe ich mir meinen (inzwischen glücklicherweise etwas leichter gewordenen) Rucksack auf den Rücken und laufe ein Stück. In einem Wäldchen unterhalb des Berges Kåsen (2060 m), lasse ich meine Sachen liegen. Ich möchte zum Fotografieren auf den Gipfel steigen, von dem ich mir eine schöne Aussicht erhoffe. Und tatsächlich, je höher ich durch den Schnee voran stapfe, desto weiter öffnet sich das Panorama unter mir.
Weit reicht nun der Blick über das Tal der Ula und die umgebende Bergwelt. Das ganze Gebiet, in dem ich wunderbare Wintertage verbracht habe, liegt nun in schönstem Morgenlicht unter mir und ich kann mich innerlich davon verabschieden, denn ab heute geht es wieder zurück in Richtung Heimat.
Anschließend schultere ich wieder einmal den Rucksack und werde mich ab heute langsam auf den Rückweg machen. Mein Flieger geht zwar erst am Donnerstag, aber vor mir liegen noch 15 km Fußmarsch nach Otta zurück und zudem hat mir mein Vater für die nächsten Tage steigende Temperaturen und auch Nieselregen angekündigt.
Nachdem ich wieder im Tal bin, werfe ich einen letzten Blick hinauf zum Kåsen und folge dann dem Tal der Ula hinab bis Mysuseter. Der Weg hier entlang ist kaum mehr, als ein kleiner Trampelpfad und ich muss ziemlich aufpassen, mir hier nicht an einer der zahlreichen unter dem Schnee verborgenen Stolperfallen den Knöchel zu verknicken. Dieses Talstück ist jedoch noch einmal wunderschön und urwüchsig und ein weiterer kleiner Wasserfall rauscht hier über eine Steilstufe gen Tal. Ein schönes letztes Teilstück im Rondane.
Gegen Mittag bin ich dann zurück in Mysusæter und von nun an führt mein Weg nur noch die Straße hinab nach Otta. Obwohl es stetig bergab geht, läuft es sich nur sehr schlecht, weil die Straße glatt und vereist ist. Es sind heute in der Sonne sicherlich 6-8 °C und um mich herum tropft und taut es überall. Durch den Schneematsch sind auch meine Schuhe inzwischen durchgeweicht und ich bekomme unangenehm nasse Socken. Ich laufe deshalb nur noch lustlos 2-3 km bergab…
Am noch recht frühen Nachmittag gegen 15.30 Uhr beschließe ich deshalb, als ich einen halbwegs ebenen Platz für mein Zelt finde, es für heute gut sein zu lassen. Zeit habe ich ja schließlich noch genug. Und so kann ich wenigstens meinen feuchten Schlafsack samt der klitschnassen Gamaschen und Socken noch in den letzten Sonnenstrahlen trocknen lassen.
Als ich nach dem Abendessen in mein Zelt krieche, höre ich noch lange in meinem Hörbuch und auch, als ich nachts noch einmal munter werde und wach liege. Es war einfach zuviel Schlaf die letzten Tage…
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