Trampend von Tromsø auf die Lofoten

~ Tag 09 ~

Datum: Samstag, 09.10.2010
Wetter: Regen, kurz Sonne, 8 °C

Strecke: Reine – Ramberg – Leknes – Borg – Svolvær – Vestpollen  (~ 140 km)
Unterkunft: Zelt

Ich habe diese Nacht nicht gut geschlafen. Immer wieder folgten auf kurze Regenpausen heftige Güsse, von deren Lautstärke ich wach wurde. Gegen Morgen beruhigt sich das Wetter jedoch etwas. Nur noch ab und zu fällt ein Nieselregenschauer. Aber es weht noch immer ein ziemlich böiger Wind. Die Wasserfälle an den Bergflanken ringsum sind inzwischen nur noch kleine Rinnsale. Wir stehen um 06.30 Uhr auf, frühstücken und packen dann zusammen.

Danach schließen wir die Hütte ab und laufen – sogar trockenen Fußes! – zur ein paar Hundert Meter entfernten Bushaltestelle, wo wir schon um 07.45 Uhr ankommen. Da der Bus erst in knapp zwei Stunden abfährt, wollen wir bis dahin versuchen zu trampen, aber es ist Samstag Morgen und so kommt vielleicht alle halbe Stunde mal ein Auto vorbei, die wahrscheinlich nur zum nächsten Bäcker wollen, denn es nimmt uns niemand mit. Auch sonst ist kaum ein Mensch um diese Zeit unterwegs, gerade ein einsamer Spaziergänger, der mit seinem Hund Gassi geht, ist zu sehen. Einzig die Fischer fahren zu dieser Morgenstunde mit ihren Booten auf´s Meer hinaus. Um 09.25 Uhr nehmen wir deshalb dann doch den Bus nach Ramberg, was uns 72 NOK p.P. (~10 €) kostet.

In Ramberg kaufen wir im Supermarkt (wo es sogar einen extra Abstellplatz für Rucksäcke gibt!) noch frische Brötchen und einen Becher Kaffee. Dann stehen wir lange ratlos an den Türen und schauen in den inzwischen wieder einmal strömenden Regen. Da der Markt auf der falschen Straßenseite und zudem auch noch recht weit von der Straße entfernt liegt, können wir von hier aus nicht trampen und mehrere Versuche, einen geeigneten (halbwegs trockenen) Platzzu finden, enden nass und erfolglos. Später entdeckt Micha in rund 300 m Entfernung ein Geschäft,  wo wir uns unterstellen könnten. Wir laufen dann in einer Phase mit etwas schwächerem Regen los und sehen dann sogar noch eine Bushaltestelle, von der aus wir wieder unser Glück probieren können.

Wir müssen zum Glück nicht allzu lange warten, dann nimmt uns ein etwas älterer Mann mit einem großen Jagdhund im Kofferraum bis kurz vor Leknes mit…entlang der wunderschönen Küste von Flakstadøya und anderen schönen Strecken, die wir wieder einmal nur durch einen trüben Regenschleier im Auto sitzend sehen können. Mir blutet das Herz.

An der Stelle, an der wir abgesetzt werden, trampt es sich schlecht, da wir vor dem Ortseingang sind und auch nicht wirklich Platz zum Halten für einen Autofahrer wäre. Wir laufen also wieder einmal durch den Regen. Dann hält jedoch wieder Erwarten jemand und nimmt uns wenigstens bis zum Ortsausgang mit, wo wir an einer Bushaltestelle weitertrampen können. Durch den Wind, der von vorn kommt, bietet sie jedoch kaum Schutz vor dem Regen, den der Wind hineintreibt. Hinter der Bushaltestelle ist es auch ohne Dach trockener und es wachsen dort sogar einige Büsche mit Himbeeren, die wir uns in der Wartezeit schmecken lassen.

Eine Dreiviertelstunde später haben wir die nächste Mitfahrgelegenheit – leider nur für 10 Kilometer. Wir werden in Borg am Wikingermuseum abgesetzt. Es ist ziemlich kalt und windig, aber wenigstens regnet es mal nicht. Wir sehen sogar zum ersten Mal seit Tagen wieder einen winzigen Fleck blauen Himmels!

Nach scheinbar endloser Warterei, so wenig Verkehr herrscht hier am Wochenende, haben wir den nächsten Hike. Ein Schwarzer, der aus Ghana stammt, nimmt uns bis zum Ortseingang von Svolvær mit. Diese 55 Kilometer kommen uns – obwohl wir dann sehr! schnell dort sind – endlos vor, denn wir bangen um unser Leben, bei dem rasanten Fahrstil unseres Chauffeurs… Wir sind heilfroh, wieder aussteigen zu können und erleben ein atemberaubendes Schauspiel an der vorgelagerten Insel Litlmolla, die komplett zu dampfen scheint. Für ganz kurze Zeit beleuchtet die Sonne sogar noch die Inselspitze.

Wir können jetzt sogar bei Sonnenschein durch Svolvær hindurch bis zur Shell-Tankstelle laufen, an der wir auf dem Hinweg schon einmal standen. Bei schönstem Fotolicht müssen wir dort dann ausharren, denn niemand will uns mit hinaus aus der Stadt nehmen.

Schließlich – wie kann es auch anders sein, fängt es wieder an zu regnen und natürlich gibt es auch keinen Unterstand an unserer Straßenseite… Langsam machen wir uns Sorgen, ob wir überhaupt noch aus der Stadt herauskommen, denn es wird langsam aber sicher dunkel.

Endlich liest uns dann im strömenden Regen ein junger Fahrer im VW-Bus auf, der gerade auf dem Weg nach Bodø ist, von wo aus er nach Hamburg fliegen will. Wir würden am liebsten mitkommen – wenigstens zuhause im Warmen sein bei dem miesen Wetter. Wir können wieder einmal wegen des Sch…wetters an allen schönen Campplätzen am Austnesfjord wieder einmal nur vorbeifahren und landen schließlich knapp zwanzig Kilometer weiter, schon fast am Ende des Fjordes in einer Bushaltestelle an einer ziemlich bescheidenen Ecke bei Vestpollen.

Zum Glück wird der Regen wieder etwas schwächer und so können wir unser Zelt halbwegs trocken in der Nähe eines leerstehenden Hauses am Fjord aufschlagen. Beim Abendbrot kochen brennen uns auch noch die Tomatennudeln an und es regnet schon wieder so stark, dass wir im Zelt essen müssen – allerdings nicht viel, denn es schmeckt alles verbrannt. Morgen soll das Wetter laut Auskunft unseres Fahrers endlich besser werden, dann wollen wir noch einmal ein Stück weit zurück am Austnesfjord, wo wir hoffentlich bei etwas Sonne die Landschaft auch einmal genießen können. Für heute verkriechen wir uns nur noch in die Schlafsäcke und schlafen bei Regentrommeln auf der Zeltplane ein.

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