Ostseesommer

~ Tag 8 ~

Datum: Sonntag, 11. August 2013
Wetter: wechselhaft, 20°C

Tageskilometer: 53,3 km (Darß: Born – Wieck – Prerow / Zingst: Zingst – Pramort – Müggenburg)
Reine Fahrtzeit: 05:21:08
Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Pausen: 10 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit mit Pausen: 5,2 km/h
Höhenmeter im An- & Abstieg: 179 m / 181 m
Minimale/Maximale Höhe: -4 m / 10 m

Unterkunft: Zelt

Der heutige Morgen beginnt mit einem deprimierenden Geräusch: Der Regen tropft noch immer auf unser Zeltdach. Ich drehe mich also noch einmal um und döse wieder ein. Etwas später werde ich in völliger Stille wieder munter. Es hat anscheinend aufgehört zu tropfen und wir packen frische Sachen, Handtücher und Waschtasche zusammen, um erstmal duschen zu gehen. Wieder am Zelt zurück, scheint inzwischen sogar die Sonne durch ein paar Wolkenlücken.

Wir packen dennoch erst einmal all unsere Sachen zusammen, bevor wir frühstücken – so ganz trauen wir dem Frieden noch nicht. Das leere Zelt lassen wir während des Frühstücks noch stehen. Es trocknet sogar fast, bis wir mit dem Essen und dem Abwasch danach fertig sind. Anschließend kommt alles Gepäck wieder auf die Räder und es kann erneut losgehen. Nur an der Pferdekoppel vor dem Campingplatz müssen wir noch kurz halten, damit Johanna ihre Lieblingstiere streicheln und füttern kann.

Unsere Räder rollen nun in Richtung Zingst am Bodstedter Bodden entlang, glücklicherweise immer gen Osten, denn heute weht wieder ein ordentlicher Wind – den wir glücklicherweise von hinten haben. Deutlich bemerkbar macht sich dies auf einem kurzen Stück vor Prerow, wo der Weg einmal kurz entgegengesetzt verläuft. Ziemlich unangenehm ist heute auch das Wetter. Immer wieder müssen die Regensachen übergezogen werden, dann ist es wieder so sonnig heiß, dass wir alles wieder ausziehen. Das gleiche Spiel: anziehen – ausziehen – anziehen machen wir heute noch ein ganz paar mal.

Von Prerow aus, wollen wir noch in den Ort Zingst und dann zum Ende der Insel weiter fahren. Auf kommenden Strecke wird es erst einmal voll auf dem Radwegl. Dicht an dicht drängen sich die Fahrradfahrer und zwischendurch schlängeln sich Fußgänger und Inline-Skater. Diese Menschenmassen nerven mich ziemlich und so will ich heute auch definitiv auf keinem Campingplatz nächtigen, sondern irgendwo in der Natur. Nach dem Einkauf in Zingst radeln wir dann noch bis ans östliche Inselende. Es ist eine wunderschöne Radstrecke, die wir jetzt am Abend hinter der letzten Ortschaft ganz für uns alleine genießen können. An sumpfigen Stellen sehen wir überall Graureiher in Lauerstellung stehen und Schwalben, die immer wieder vor uns auf der Straße sitzen, fliegen auf, wenn wir ihnen zu nahe kommen.

Auf einer bewaldeten Strecken sehe ich vor uns etwas Kleines über die Straße huschen, kann jedoch auf die Entfernung nicht ausmachen, was es für ein Tier ist. Wenig später gesellt sich jedoch etwas Größeres, Schwarzes am Straßenrand hinzu und ich vermute, dass es Wildschweine sind. Johanna will natürlich gleich darauf los fahren, doch ich halte sie zurück. Ich nehme die Kamera zur Hand, schaue durch´s Tele und tatsächlich – es ist eine Bache mit drei Frischlingen, die da auf uns zu trottet. Wir bleiben ruhig stehen und ich kann, als sie näher kommen, sogar ein paar Aufnahmen machen, bevor sie uns bemerken und ins Gebüsch verschwinden.

Kurz darauf kommen wir an ein Hinweisschild zum Aussichtspunkt „Hohe Düne“, den wir uns noch ansehen wollen, doch das Weiterfahren mit dem Rad ist ab hier verboten! Nur Fußgänger dürfen noch den letzten Wegabschnitt im Nationalpark betreten. Wir können die Räder voller Gepäck jedoch nicht unbeaufsichtigt stehen lassen und müssen deshalb leider umkehren.

Notgedrungen radeln wir also wieder zurück, aus dem Nationalpark hinaus und zu einem Strandabschnitt, den wir auf dem Hinweg schon als Schlafplatz für uns auserkoren haben. Wir haben jetzt natürlich ordentlichen Gegenwind, aber Reiher, Hasen, krächzende Raben, Mini-Molche und einige schöne Lichtstimmungen entschädigen uns dafür. Dann ist jedoch schon die nächste Regenfront im Anmarsch und wir ziehen erneut die Regensachen an. Sie helfen auch gleichzeitig etwas gegen den kühlen Wind.

An unserem Schlafplatz angekommen, bricht die Sonne noch einmal kurz zwischen den Wolken hervor und wir vertreiben uns die Zeit, bis die letzten Menschen den Strand verlassen haben, mit einer kleinen Fotosession. Johanna findet einen einen wunderschönen Herz-Stein und schenkt ihn mir, worüber ich mich sehr freue.

Als wir schließlich mit einbrechender Dämmerung alleine am Strand sind, bauen wir unser Zelt auf und werden dabei von Heerscharen von regelrecht gefressen. Müggenburg macht seinem Namen, wie vor zwei Jahren schon, mal wieder alle Ehre. An Kochen ist hierbei deshalb wieder einmal nicht zu denken. Da es nun auch schon recht spät ist, gibt es nur noch ein Brötchen gegen den knurrenden Magen, dann schlafen wir mit Meeresrauschen im Ohr ein.